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Sommersonntag im April

Manchmal überlege ich, wie meine „langen Anläufe“ entstehen: Bis ich mich auf das nächste Thema einlasse, können gefühlte Stunden vergehen. Heute noch was schreiben? Ich schmeiße Pläne um, fasse sie neu, fange von vorn an. Der Kopf muss ausgelüftet sein, es ist viel zu warm, morgen ist auch noch ein Tag, Sonntagsarbeit hat keinen Segen.



Billstedter Notizen: Toleranz ist Arbeit

Der Mann steht mit breiten Beinen und Gitarre vor dem Bauch, ein Akkord erklingt, viel mehr Musik kommt nicht mehr. Seine Haare sind lang, der Anorak speckig, seine musikalischen Fähigkeiten begrenzt. Ab und zu taucht er hier auf dem Billstedter Bahnhof auf und versucht wohl, ein paar Cent zu verdienen. Heute schreit er: Was er sagt, ist eher schlüpfriger Natur, von „Nutten“ und „Ficken“ ist die Rede. Soll man ihn gewähren lassen? Gehört er zum Grundgeräusch der Großstadt? Beim Bäcker sitzt eine Frau und raucht ungerührt ihr Zigarillo, die Leute steigen aus ihren Bussen aus und eilen weiter zur U-Bahn,…