Was für ein unglaublicher Erfolg

Komponisten aus der ganzen Welt haben sich am Wettbewerb sich beteiligt.

Wir sind absolut erstaunt über das Ergebnis.“ So kommentiert Ada Witczyk die Zahl der Einreichungen für die Ružicková Composition Competition, an der sich Komponisten aus Großbritannien, der USA, Kroatien, Italien Iran, Kolumbien, Ungarn, Mexiko, Finnland, Thailand, Argentinien, Australien, China, der Türkei, Hongkong, den Niederlanden, Deutschland, Rumänien, Turkemnistan, Frankreich, Griechenland, Portugal, Brasilien, Kanada, Irland und Peru beteiligt haben. Eingereicht wurden über 60 Werke für barockes Streichquartett.

„Thank you so much to everyone who has submitted their piece, for your time and effort and interest in period instruments“, schreibt Ada auf ihrer Website. (Vielen Dank Euch allen, die ihr Stück eingereicht habt, für Eure Zeit, die Mühe und das Interesse an den Instrumenten dieser Zeit.“). Sie hoffe, dass der Wettbewerb eine inspirierende Herausforderung gewesen sei „and that you will consider using baroque instruments for your writing in future“ (und dass Ihr barocke Instrumente auch in Zukunft für Euer Schreiben berücksichtigen werdet). Nun werden die Kompositionen gespielt. Am 16. August werden dann die Gewinner auf Ada Witczyks Instagram-Profil bekannt gegeben und per Mail benachrichtigt. Im Herbst sollen dann zwei Videos produziert und die drei Siegerquartette bei Prima la musica erscheinen. Ada wirbt unter diesem Link um Unterstützung der Aufnahmen.

Dass der Wettbewerb den Namen der tschechischen Cembalistin Zuzana Ružicková trägt, ist mitnichten ein Zufall. Schon im Jahr 2020 waren ihre Lebenserinnerungen ein „Auslöser“ des ersten Wettbewerbs, der ebenso auf starkes Interesse gestoßen war. Ružicková (1927-2017) wurde von den Deutschen in der Nazizeit ins KZ Theresienstadt verschleppt, kam von dort nach Auschwitz, schließlich nach Hamburg und Bergen-Belsen. Ihre Schilderung, wie sie die vielfache Hölle durch ihren Glauben an die Musik überlebte, hat nicht nur Ada Witczyk tief bewegt. Denn: Über die immer notwendige Erinnerung an die schlimmste Epoche im 20. Jahrhundert hinaus zeigt das Beispiel, wie lebensnotwendig Musik (und alle anderen Künste ebenso) ist. Damit ist die zweite Motivation umrissen: Die Zeit der Pandemie, die immerhin schon nahezu seit 2019 währt, hat das Leben auf dramatische Weise verändert. Das trifft nicht nur auf Künstler und Musiker zu, sondern auch auf unendlich viele, andere Menschen. Ada prägte schon beim ersten Wettbewerb den Slogan von der „Creative positivity“, der auf sehr anschauliche Weise eine Richtung zeigt, wie Menschen mit Krisen fertig werden können.

In diesem Lagerhaus am Dessuaer Ufer im Hamburger Hafen war Zuzana Ružicková inhaftiert. Sie musste Zwangsarbeit leisten, Foto fbt

Noch ist nicht klar, wer in diesem Jahr gewonnen hat. Aber einmal mehr hat sich gezeigt, dass auch in pandemischen Zeiten sowohl globale Vernetzung als auch Kreativität „funktionieren“. Das als glücklichen Umstand zu bezeichnen, ist nicht übertrieben.